Die ersten zehn Prozent sind passé

07.05.2020 – Seit dem 27. April dürfen Baumärkte und Coiffeure ihre Tore wieder öffnen und seit heute, dem 11. Mai, alle Läden inklusive die Gastronomie. Ein Geschäftsgang wie vor dem Lockdown am 16. März ist aber noch lange nicht in Sicht. Die Umsatzverluste bis zum 11. Mai betragen rund 8 Mrd. CHF und diese werden in den nächsten Monaten noch bis mindestens 11 Mrd. zunehmen. 72 Prozent aller Verkaufsflächen sind von Umsatzverlusten betroffen. Dies zeigt eine aktuelle Studie vom Retail Atlas .

Vorneweg: Es gibt Verlierer und Gewinner! Zu den Gewinnern gehören alle Lebensmittel und Nahversorger, also die Güter des periodischen Bedarfs. Wie erste Kalkulationen zeigen, haben sie bisher ein Umsatzplus von rund 300 Mio CHF erzielt. Das sind 0.8% des Jahresumsatzes.

Zu einer zweiten Gruppe gehören Bekleidung, Garten, Möbel, Elektronik etc. Sie bieten Güter an, die gelegentlich oder eben aperiodisch eingekauft werden. Während Anbieter im Bereich Elektronik und diejenigen mit guten Onlineshops ebenfalls profitieren konnten, werden viele anderen die Verluste wieder nachholen können, den aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Wie unsere Berechnungen zeigen, bleibt aber insgesamt trotzdem ein Minus. Trotz Onlineshop und trotz Nachholeffekt werden Anbieter mit aperiodischen Gütern und Fachmärkten einen Verlust von rund 4 Mrd CHF, rund 11% des Jahresumsatzes verbuchen müssen.

Zu der am stärksten betroffenen Gruppe gehören einige Dienstleister und Gastronomie. Die Gastronomie hat mit einen Umsatzverlust von rund 5,8 Mrd CHF, das sind knapp 20% vom Jahresumsatz. Diese sind unwiederbringlich verloren und stimmen unter der Voraussetzung, dass nach dem Lockdown wieder Normalität zurückkehrt. Und genau das ist höchst ungewiss. Die Sicherheitsvorschriften werden vorläufig keine ursprünglichen Geschäftsgänge mehr ermöglichen.

Betroffenheit im gesamten Schweizer Verkaufsflächenmarkts nach verschiedenen verordneten Schliessungsperioden.

Die grossen veränderlichen Variabeln nach dem Lockdown sind die Rezession, damit verbunden die Konsumentenstimmung, das neue Ferienverhalten sowie Arbeiten unter Sicherheitsvorschriften. Sie werden alle Detailhändler aus allen beschriebenen Gruppen treffen. Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Klar ist, dass bisher mit einem Umsatzverlust von mindestens 11 Mrd. CHF für das Jahr 2020 zu rechnen ist, ein Minus von knapp 10%. Betroffen sind rund 82% der 21 Mio m2 Verkaufslächen in der Schweiz.

Bouke van Dijk & Felix Thurnheer

Dies zeigen die Zahlen aus dem Retail Atlas. Der Marktbericht berücksichtigt, die Schliessungszeit, Online-Verkäufe, Konsumverhalten nach Jahreszeit und schätzt, was einzelne Branchen wettmachen können. Er zeigt detailliert nach Branche die Umsatzverluste, regionale Unterschiede, Einfluss von Tourismus und Grenznähe. Der volle Bericht erscheint Mitte Mai. Interessiert? Dann schreiben Sie eine E-Mail an info@retailatlas.ch